Donnerstag, 4. Dezember 2008

Joachim Deckarm: Vom Weltstar zum Schwerbehinderten

Im Jahr 1978 wurde Deutschland erstmals Handball-Weltmeister, der bis dahin größte Erfolg in der Geschichte des DHB. Einer der entscheidenden Faktoren für den Titelgewinn war der damalige Rückraumspieler Joachim Deckarm, der Ende der 1970er wohl der beste Handballer der Welt war.

Ein Jahr später stand der Sport- und Mathematikstudent mit seinem Mannschaftskollegen und Freund Heiner Brand erneut in einem Finale, diesmal allerdings mit dem VfL Gummersbach im Europacup. Dieser Tag, bei Handballern auch unter dem "Schwarzen Freitag" bekannt, sollte tragischerweise weniger gut für das deutsche Duo enden.

Es war der 30. März 1979, an dem sich das Leben des Ausnahmetalents mit dem Spitznamen Jo um 180 Grad drehte. Während des Spiels gegen Banyasz Tatabanya aus Ungarn krachte Jo Deckarm unglücklich mit seinem Gegenspieler Lajos Panovics zusammen und stürzte mit dem Kopf mit voller Wucht auf den harten Betonboden. Ohne jegliche Regung lag der Körper des 25-Jährigen auf dem Spielfeld. Niemand wusste zu dieser Zeit, dass es die letzte Aktion des vielleicht talentiertesten Handballers war, den es jemals gab.

Die Folgen des Zusammenpralls waren verheehrend: Schwere Gehirnquetschungen und eine gerissene Hirnhaut. Insgesamt lag Jo 131 Tage im Koma, musste anschließend drei Jahre in Reha-Kliniken verbringen und war vom Tag seiner Verletzung an ein Pflegefall.

Deckarm selbst erinnert sich nicht mehr an die Szene des Europacup-Spiels, seinen sportlichen Ehrgeiz hat er glücklicherweise nie verloren. Er lebte nach dem Motto "Ich will, ich kann, ich muss wieder gesund werden!". Mittlerweile ist der 104-fache Nationalspieler (381 Tore) wieder in der Lage, seine Fanpost am Computer zu beantworten und normale Gespräche zu führen. Zu seinem täglichen Training gehören unter anderem Sprechunterricht, Schach, Schwimmen und Radfahren. All das ist mit Sicherheit der größte Erfolg im Leben des Handballidols.

Jedes Mal wenn ich Jo Deckarm im Fernsehen sehe, bekomme ich Gänsehaut. Nicht aus Mitleid, sondern einfach weil ich es unfassbar finde, was dieser Mann in seinem Leben erreicht hat.

Keine Kommentare: